Reisebericht über den Sudan (04.01.2004)


Ein wunderschoenes gutes neues Jahr aus Aethiopien von Julianne und Christian!!

Hier wie es ab Assuan in Aegypten weiterging:

Der Landweg von Aegypten in den Sudan ist gesperrt, die einzige Moeglichkeit ist per Schiff ueber den Lake Nasser. Da unser Fahrzeug fuer die normale Faehre zu lang ist (die Faehre nimmt nur Fahrzeuge bis zu 4,5 Meter Laenge) buchten wir einen Ponton der per Schlepper ueber den Lake Nasser verkehrt.
Wir fanden in Summe sieben Fahrzeuge die das gleiche Ziel hatten und mit uns auf den Ponton gingen. Zunaechst waren da Ralph und Susan aus Stuttgart die per Landrover unterwegs sind, Peter, ihr Kompanion, auch aus Stuttgart mit seinem VW-Bus, Alan aus Australien mit seinem Toyota, Rodney und Janet aus England mit einem Toyota, Michael aus England mit einem Landrover und Rupert und Josh aus Australien ebenfalls mit einem Landrover. Die Beschreibung der Fahrzeuge ist wichtig da wir spaeter auf die diversen Pannen und daher auch die Pannenstatistik eingehen werden.

Die Faehre war gebucht ab Assuan und es fand sich leider keine Fracht fuer das Boot die das ganze billiger gemacht haette. Als wir am 13.12.03 wie verabredet im Hafen ankamen mussten zunaechst die Ausreiseformalitaeten aus Aegypten erledigt werden. Fuer sieben Fahrzeuge nahm das einen halben Tag in Anspruch. Leider stellte sich mitten in dem Prozess heraus, dass die Polizei in Assuan-Hafen eine neue Roentgenanlage fuer Gepaeck erhalten hatte und das gesamte "Gepaeck" von sieben voll ausgestatteten Fahrzeugen roentgen wollte. Auch die aegyptische Polizei realisierte sehr schnell, dass dies etwas hoffnungslos war. Als wir schliesslich fertig mit den Formalitaeten waren stellte sich heraus, dass der Ponton mit zwei LKW Ladungen Batterien beladen wurde und dies noch Stunden dauern wuerde. Nachdem wir mit der Reederei in Assuan telefoniert hatten um uns zu beschweren hoerten wir unseren lokalen "Fuehrer" von der Reederei seinem Boss versichern, dass es keine Batterien gaebe. Wir warteten weitere zwei Stunden auf die Batterien und konnten dann endlich an Bord gehen. Ca. eine Stunde nach Abfahrt wurden wir von der Crew gefragt ob wir etwas Werkzeug haetten, da es Probleme mit dem Bootsmotor gaebe. Eine weitere Stunde spaeter war auch dieses Problem behoben. Mit Einbruch der Dunkelheit legten wir an ein paar Felsen an und es war Zeit fuer unser Grillfeuer. Dank vorzueglicher Organisation hatten wir Feuerholz, Fleisch und Dosenbier fuer eine ordentliche Grillparty an Board. Rodney und Janet spendierten zwei Paletten Bier und einige Flaschen Rotwein, Ralph hatte Geburtstag und bekam eine Wasserpistole zur Selbstverteidigung auf dem weiteren Trip geschenkt, alles in allem ein gelungener Abend. Im vorderen Bereich des Pontons war Platz fuer Grillen und Lesen, der hintere Bereich war voll mit Fahrzeugen. Zwischen den Fahrzeugen waren Markisen gespannt. Spaetestens nachdem alle Landroverfahrer ihre Fahrzeuge zur Wartung zerlegt hatten wurde der hintere Bereich "der Basar" getauft, eng dunkel und voll! Die Ueberfahrt dauerte insgesamt vier Tage und wurde mit Lesen und Fahrzeugreparaturen verbracht. Ganz wichtig war das Vernichten der Biervorraete, da im Sudan kein Alkohol erlaubt ist. Im Verlauf der Reise passierten wir Abu Simbel und diverse andere nubische Tempel und Festungen.

Das Ziel der Reise hiess Wadi Halfa im Sudan und wurde am Abend des vierten Tages erreicht. Dann startete ein laengere Prozedur von Einreiseformalitaeten die bis Mitternacht dauerte und am naechsten Tag bis Mittags weitergehen sollte. Dann konnte es losgehen, die laut Karte schwierigste Strecke der Reise begann. Uns schlossen sich Andreas und Silvia aus der Schweiz an die mit Motorraedern unterwegs waren. Bis Karthoum waren es ca 800 km, die zweiten 400 davon asphaltiert, der Rest nicht. Zunaechst ging es durch wunderschoene Doerfer entlang des Nils und durch die Wueste. Die Piste war zunaechst leichtes Wellblech, dann schweres Wellblech. Dazwischen tiefe Schlaglocher und Sandstuecke. Die Wueste war wunderschoen und die Zeltplaetze fuer die Nacht waren spektakulaer.

Zu den Fahrzeugen: Das erste Problem gabe es bei Peters Fahrzeug, welches nach dem zweiten Tag verbogene Hinterachsschwingen hatte. Dies lag vor allem an der hoffnungslosen Ueberladung seines Fahrzeuges. Immerhin konnte er langsam weiterfahren. Am dritten Tag hatte Ralphs Landrover eine gebrochene Blattfeder, noch ein langsames Fahrzeug. Die ganze Karavane schaffte es bis Argo wo die erste "Werkstatt" war. Die oertlichen "Mechaniker" erkannten die Probleme sofort und machten sich sofort an deren Loesung. Diese Loesungen sahen anders als sie bei uns haetten. Peters Hinterachsschwinge wurde geschweisst, das ganze hielt 200 Meter. Dann wurden ca. 4kg Verstaerkungsbleche eingeschweisst was immerhin bis Karthum, weitere drei Tage halten sollte.

Ralphs Blattfeder war schwieriger. Eine Toyota Blattfeder wurde gekauft und vom Dorfschmied abgelaengt und passend geschmiedet. Beim Anblick der Schmiedeprozedur kam mein erlerntes Werkstoffkundewissen wieder hervor: Was wuerde mit der martensitischen Umwandlung passieren, wuerde die Auslagerung der Ferritkristalle an den Korngrenzen korrekt verlaufen, immerhin ist die Blattfeder-Waermebehandlung eine Wissenschaft an sich. In Europa.

Der Dorfschmied konnte mir diese Fragen nicht beantworten war aber ueberzeugt, dass es halten wuerde.

Nach einem Tag Reparatur konnte es weitergehen. Wir setzten mit der Faehre ueber den Nil ueber und fuhren bis Argo wo es das erste Hotel geben sollte. Wir traeumten alle von Duschen und Koerperhygiene. Beim Anblick des Hotels entschieden wir uns fuer eine weitere Nacht Camping. Wir mussten uns allerdings noch bei den lokalen Sicherheitsbehoerden registrieren lassen. Nach einem langen, anstrengendem Tag gab Alan als Beruf an "professioneller Penner", Rodney gab an "ueberhaupt gar nichts" zu arbeiten. Alles wurde sauber dokumentiert und wir durften gehen. Der naechste Tag war der letzte ohne Asphalt, dafuer auch ohne Piste. Es war eine breite Wustentrasse mit Weichsand, Staub und Wellblechpassagen, der "Highway nach Karthum". Ralph zerstoerte seinen Vorderachskoerper, die frisch geschmiedete Blattfeder war bald verbogen, Rupert Kuehler und Lichtmaschinenhalter und Michael verlor die Bremsen, alles drei Landrover! Der Beginn der Asphaltstrasse war dennoch irgendwann erreicht und die Karavane schaffte es bis Karthum. Hier wurden die Fahrzeuge repariert und Weihnachten gefeiert. Weihnachten war eine "trockene" Grillparty auf einem "Campingplatz" am Nil. Da wir keine Fahrzeugschaeden hatten fuhren wir mit Rodney und Janet am naechsten Tag weiter zur aethiopischen Grenze, "dem Alkohol entgegen". Die Landschaft wurde zunehmend flacher und die Wueste wich einer Savanne. Die Temperatur kletterte bis auf maximal 43C tagsueber.

An der Grenze angekomen waren die Ausreiseformalitaeten in einer Stunde erledigt. Das aethiopische Immigration Office war eine dunkle Lehmhuette dekoriert mit Kalendern und Postern aethiopischer Brauereien, "Save water, drink beer", wir fuehlten uns zu Hause. Eine weitere Stunde, kurz vor Sonnenuntergang waren wir eingereist.

100 Meter nach der Grenze fand sich der erste Getraenkehandel und wir kauften eine Kiste kaltes Bier. 20 Minuten spaeter waren die Fahrzeuge im Busch geparkt und die Biere geoeffnet. Es war herrlich!! Die leeren Bierflaschen landeten unter dem Tisch, Rodney klimperte versonnen mit den Fuessen im Leergut und philosophierte "ist es nicht ein herrliches Geraeusch"…

Zwei Stunde spaeter war die Party vorbei, die Kiste leer und wir im Bett.

Von dort ging es dann weiter nach Gondor, der ersten groesseren Stadt in Aethiopien. Hier sitzen wir nun und geniessen Aethiopien. Das Essen ist hervorragend, von den Getraenken brauchen wir gar nicht zu reden.

Wir hoffen ihr hattet alle einen guten Rutsch ins neue Jahr, wuenschen euch ein glueckliches neues Jahr und werden euch auf dem Laufenden halten wie es weitergeht.

Wie immer wird hoffentlich Sandra, die gute Fee, die restlichen Bilder die nicht an dieser mail haengen auf unsere Website stellen:

www.crossingafrica.de

Gruesse,

Julianne und Christian!!

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