Reisebericht über Äthiopien (21.01.2004)


Hallo allesamt und willkommen zu der naechsten Ausgabe von Laender, Menschen, Autofahrer!

Der letzte Bericht endete mit unserer ersten Nacht in Aethiopien. Aber bevor wir in die Detail gehen erst etwas allgemeines zu Aethiopien: Aethiopien wurde nie kolonialisiert, die Italiener versuchten es zwar aber holten sich eine blutige Nase. Nichtdestotrotz gibt es excellente Machiatos und Cafes!! Das Land hat sich daher seine Eigenheiten bewahrt, das heisst einen eigenen Kalender, wir haben gerade April 1996, eine eigene Uhrzeit, beginnt bei Sonnenaufgang und hat zwoelf Stunden bis Sonnenuntergang, Mittags ist also sechs Uhr. Weiter geht es mit Silvester das in unserem September stattfindet und Weihnachten das in unsrem Januar gefeiert wird. Das liegt auch daran, dass die Hauptreligion zwar christlich ist aber natuerlich eine eigene orthodoxe Form hat und unabhaengig vom Papst etc. ist. Das ganze fuehrt in der Praxis zu grossartigen Missverstaendnissen bei Verabredungen. Der Grossteil des Landes liegt sehr hoch (2000-3000 Meter) und ist sehr fruchtbar. Das Essen ist ein Traum, viel Fleisch, teilweise roh und sehr scharf gewuerzt. Das ganze wird mit Injera, einer Art Fladenbrot mit den Haenden gegessen. Und sie sind eine grossartige Biertrinker Nation!

Alle Aethiopier sind sehr neugierig. Sobald man auf der Strasse anhaelt hat man du tzende von Zuschauern um sich. Selbst in vermeintlich einsamen Gegenden dauert es ca. 5 Minuten und sie sind da, alle. Und sie bleiben da. Alan, Josh, Rupert, Silvia und Andy versuchten wild zu campen und hatten sofort das benachbarte Dorf zu Besuch. Und alle blieben da, die ganze Nacht! Und sie sangen und klatschten und jodelten! Gut gemeint aber im Ergebnis ein Alptraum!! Aber jetzt unsere Erlebnisse:

Nachdem wir den ersten Abend wie berichtet das Bier ausprobiert haben ging es weiter bis Gondor. Dort wurde erst mal Pause gemacht fuer ein paar Tage. Ausruhen und Auto reparieren. Tatsaechlich, nachdem ich letztes Mal angegeben hatte dass wir keine Fahrzeugprobleme hatten hat es uns natuerlich erwischt: Die Aufhaengung einer Blattefeder war gebrochen und musste geschweisst werden. Das ganze dauerte drei Stunden, kostete 30,-USD und viel wichtiger noch es haelt!! Hier feierten wir dann auch Neujahr, allerdings ohne lokale Unterstuetzung da die Aethiopier das ja im September schon hatten. Eines der Highlights in Gondor war die Dashen Brauerei. Wir fragten an ob wir eine Besichtigu ng haben koennten und es klappte. Wir wurden erst dem Public Relations Manager vorgestellt der uns ueber Marktanteile und Konkurrenten aufklaerte. Dann ging es in die Produktion, sehr modern und interessant. Das Beste war die Qualitaetskontrolle!! Wir kontrollierten und testeten ausgiebig, vor allem das unfiltrierte Zwischenprodukt (in Koeln heisst das Wiess und kostet viel Geld!). Das naechste Etappenziel war Bahir Dar am Lake Tana. Wir machten einen Bootsausflug zu verschiedenen Kloestern auf Inseln im See. Dann machten wir uns auf den Weg nach Lalibela. Die Strecke ist eine typisch aethiopische Strasse, auf Karten eingezeichnet als Hauptstrasse aber de facto ist ein deutscher Feldweg fahrzeugfreundlicher. Wir brauchten fuer die 300 km etwas mehr als 10 Stunden, ohne Pause! Das gleiche gilt fuer fast alle Strassen! Dementsprechend haben wir auch in ca. 2000km einen Satz Hinterreifen komplett ruiniert!! Das naechste Kuriosum ist der Staub. Man sieht ihn nicht aber er ist da, vor allem im Auto. Milimeterdick, ueberall und taeglich!

Aber wir schafften es bis Lalibela. Lalibela ist die zentrale Pilgerstaette fuer die Aethiopier! Es besteht aus ca. einem Dutzend Kirchen die alle aus dem Fels gehauen sind. Aus dem vollen Fels. Die Pilger kommen zu Fuss, mit Eseln und Schafen, uebernachten in und um die Kirchen. Hier ist die Zeit irgendwann im Mittelalter stehen geblieben! Die Priester spazieren mit bunten Regenschirmen durch die Gegend und sammeln Geld ein, auch das erinnert an die Kirche im Mittelalter!! Unser Eindruck war allerdings, dass nicht jeder der einen bunten Regenschirm hatte und nach Geld fragte auch tatsaechlich ein Priester war, zumal es die Regenschirme und Umhaenge auf dem Markt zu kaufen gab! Die naechsten drei Tage brauchten wir um die ca. 800 km bis Addis Abeba zu schaffen. In Addis gab es dann als Highlight rohes Fleisch. Wie immer sehr scharf gewuerzt und mit Injera und den Fingern gegessen. Wir ueberlebten auch das! Hier trafen wir auch zwei Suedafrikaner die per Microlight unterwegs waren!! Es war interessant ihre etwas andere Perspektive zu hoeren. Weiteres Highlight war Juliannes Besuch beim Friseur, danach sah sie echt afrikanisch aus (siehe Photo)!! Weiter ging es Richtung Sueden wo wir ins Tiefland kamen. Wenn man in Aethiopien ueber Duerre spricht dann findet sie hier statt. Um an Wasser zu kommen werden Brunnen gegraben die 30 Meter tief in den Boden reichen. Dann wird eine Leiter reingestellt und eine Menschenkette gebildet die den ganzen Tag Wasser nach oben foerdert um das Vieh zu traenken. Da das ganze ein recht anstrengender Job ist singen sie die ganze Zeit dabei, daher heisst das ganze Konzept ein singender Brunnen. Und dann war Aethiopien auch schon zu Ende und es ging ueber die Grenze nach Kenia. Hier erwartete uns das letzte Stueck 500km schlechter Piste bevor wir Asphalt finden sollten. Aber die Kenia Geschichten gibt es beim naechsten Mal. Insgesamt kann man sagen, dass Aethiopien super war. Einzige Abstriche muss man bei den Strassen machen, weshalb wir auch nur die Haelfte des Landes gesehen haben. Die Leute sind sehr nett, hilfreich und witzig und das Essen ist das Beste seit der Tuerkei!

Wie immer gibt es mehr Bilder auf unserer Website:

www.crossingafrica.de

Und jetzt wuenschen wir allen weiterhin einen schoenen deutschen Winter und alles Gute beim Skifahren und Schnee schippen!

Julianne und Christian!

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