Reisebericht aus Namibia (19.04.2004)


Hallo an alle!

Wir sind inzwischen heil in Suedafrika angekommen und relaxen bei Juliannes Eltern in Johannesburg. Und hier was in Namibia alles passiert ist:

Namibia war bis Anfang des 1. Weltkrieges deutsche Kolonie, es wird immer noch viel deutsch gesprochen und die Metzgereien verkaufen Schweinebauch, Bratwurst und Landjaeger. Christian war in seinem Element. Wir kamen im Nordosten im Caprivi-Zipfel ins Land und fuhren Richtung Etosha National Park. Unterwegs kamen wir durch Hereroland. Die Hereros hatten den einzigen grossen Aufstand gegen die deutschen Kolonialherren versucht. Die Herero-Frauen tragen nach wie vor eine deutsche Tracht aus dem 19.Jahrhundert was eher nach einer Karikatur aussieht. Wir fuhren entlang des Okanvangos der extrem viel Wasser fuehrte und weit ueber die Ufer getreten war. Die meisten der Camps und Lodges waren nur per Boot erreichbar und die Mosquitos traten in Horden auf. Im Etosha National Park angekommen sahen wir dann mal richtig viele Tiere. Riesige Herden von Zebras, Impalas, Springboks, viele Loewen, Hyaenen und Schakale. Der Park hat seinen Namen von der riesigen Etosha Pfanne die, wie der Name schon sagt riesen gross und topfeben ist. Der ganze Park ist flach und grossteils nur mit Grass bewachsen was es leichter macht die Tiere zu sehen.

Leider bekam Christian im Park ploetzlich Fieber was in Schueben immer wieder kam und nicht gehen wollte. Im naechsten Staedtchen, Outjo gingen wir ins Krankenhaus und die Aerzte diagnostizierten Malaria. Nachdem die verschriebenen Tabletten nach drei Tagen immer noch keine Wirkung zeigten wurde Christian dann stationaer aufgenommen und an den Tropf gehaengt. Das zeigte dann immerhin nach weiteren drei Tagen seine Wirkung und Christian war wieder fit. Nachdem wir nochmal zwei Tage im Nationalpark verbracht hatten fuhren wir westwaerts Richtung Skeleton Coast. Unterwegs besichtigten wir den Rockfinger, einen ca. 70m hohen Felsfinger und den Burnt Mountain, ein Haufen schwarzer Steine, beides haetten wir auch auslassen koennen. Die Skeleton Coast selber ist ein Nationalpark. Auch hier gibt es wenig zu besichtigen ausser einem verlassenen Oil-Rig in der Wueste und einem Schiffswrack. Der ganze Kuestenabschnitt ist voll mit Schiffswracks was der Gegend auch den Namen gab aber da alles Wueste und nicht erschlossen ist sieht man kaum etwas davon. Das einzige was hier waechst sind die sogenannten Welwitschias die sich an das extreme Wustenklima angepasst haben, sehr langsam wachsen und bis zu 500 Jahre alt werden. Hier erreichten wir auch zum ersten mal die Westkueste Afrikas, eher ein symbolischer Moment.

Sobald man den Park verlaesst aendert sich nichts, es ist immer noch alles Wueste fuer hunderte von Kilometern. Mit das einzige was man unterwegs sieht ist ein Ort der “Mile 108” heisst. Eigentlich ist es kein Ort sondern nur eine Tankstelle und ein paar Toiletten in der Wueste, der Namen passt dementsprechend. Etwas weiter suedlich besichtigten wir noch eine Robbenkolonie. Eine ziemlich laute und stinkende Angelegenheit!

Endlich kamen wir in Swakopmund an welches eines von den zwei Kinos ganz Namibias hat. Der ganze Ort ist voller deutscher Restaurants und hat ein Brauhaus. Leider war Christian noch auf Malariamedizin und konnte es nicht testen! Trotzdem war es sehr angenehm ploetzlich Spaetzle mit Gulasch und Eisbein mit Sauerkraut zu geniessen! Obwohl der Ort in der Wueste an der Kueste liegt war es hier ploetzlich richtig kalt und Julianne packte ihre Kamelhaar-Muetze und -Schal aus Aegypten aus.
Von Swakop fuhren wir weiter zum Naukluft Nationalpark. Er wurde uns als geniales Wandergebiet empfohlen und wir hatten beschlossen, dass es nach Monaten von Autofahren an der Zeit waere wieder etwas Bewegung zu kriegen. Wir beschlossen den 17km Waterkloof-Trail zu wandern.
Nie wieder!! Sieben Stunden wanderten wir durch eine Steinwueste in der sengenden Sonne. Den einzigen Schatten spenden ein paar mickrige Buesche. Dazu kam noch, dass waehrend wir durch die Wueste spazierten ein Rudel Paviane versuchte unser Auto aufzubrechen, die Spiegel verstellte, saemtliche Fenster verschmierte und schliesslich alles vollkackte. Ein toller Tag!!

Am naechsten Tag fuhren wir weiter nach Sossusvlei. Hier drueckt ein Fluss alle paar Jahr 80 km in die Wueste und fuellt ein paar “Seen”, die sogenannten Vleis mit Wasser. Als wir ankamen waren die Seen wie fast immer trocken. Wir waren dort zum Sonnenuntergang und hatten wieder richtig Glueck. Erst kam ein Sandsturm, dann begann es zu regnen und als wir in der Deadvlei ankamen war gerade ein 30koepfiges Kamerateam mit Pferden und einem Hubschrauber bei der Arbeit. Das ganze hatte also die erwartete einsame, verlassene und gespenstische Atmosphaere. Immerhin kamen ein paar gute Fotos dabei raus!

Unser naechstes Ziel war Luederitz. Wieder ein deutsches Staedtchen an der Kueste mitten in der Wueste. Hier hatte die Kolonialisierung von Deutsch-Sued-West begonnen. Erst Jahrzehnte spaeter, 1908 wurde entdeckt, dass man auf Diamanten wohnte. Die Wueste hier war uebersaet mit Diamanten. Um den Ansturm zu kontrollieren erklaerte das deutsche Reich die Gegend um Luederitz zum Sperrgebiet. Das Sperrgebiet existiert heute noch und heisst auch noch so. Es wird nach wie vor von bewaffneten Patroullien bewacht. Das ganze Staedtchen lebt vom Fischfang und den Diamanten. Wir besichtigten etwas inlands Kolmannskopp wo die ersten Diamanten gefunden wurden und sich dann ein kleines Minenstaedtchen entwickelte. Da Wasser teilweise von Kapstadt per Schiff gebracht werden musste war Champagner und Wein so teuer wie Wasser, damals! Heute ist das Staedtchen verlassen, wird von der Wueste zurueckerobert und ist die Haupttouristenattraktion von Luederitz.

Unser naechstes Ziel hiess Fish-River-Canyon. Wir brachen von Luederitz auf und schafften es genau bis nach Seeheim. Das hoert sich nach einem Ort an, sieht auf der Karte auch so aus ist aber in Wahrheit ein Hotel mit Restaurant und Tankstelle und zwei Mann Besatzung. Die beiden erklaerten uns, dass wir die 150km bis zum Canyon nicht mehr schaffen wuerden da ein Sturm aufzog. Wir beschlossen die Nacht zu bleiben und das war auch gut so. Als der Sturm da war tauchten innerhalb von wenigen Minuten ueberall reissende Fluesse aus dem Nichts auf. Der erste Regen seit zwei Jahren! Als alles vorbei war besichtigten wir die Strasse Richtung dem Canyon, bereits nach 200m verschwand die Strasse unter dem ersten ca 30m breiten Fluss. Durchkommen unmoeglich!
Am naechsten Tag empfahlen die beiden Seeheimer uns einen Umweg durch die Berge wo wir weniger Fluesse durchqueren muessten. Wir folgten dem Rat und fuhren ueber den Nama-Damm weiter. Der Damm war zu 120% gefuellt und hatte alle Auslaesse geoeffnet. Im weiteren Verlauf war die Strasse tatsaechlich immer wieder ueberflutet und voll mit Schlamm. Ueberall waren die oertlichen Farmer mit Traktoren unterwegs um Autos aus dem Schlamm zu befreien. Dank ueberragender Fahrweise hatten wir natuerlich keine Probleme und kamen ueberall durch!

Als wir endlich am Fish-River-Canyon ankamen stellte sich auch dieser als nicht so toll heraus. Ausser zwei Aussichtspunkten und ein paar heissen Quellen kann man nichts machen. Wanderungen sind in der “Regenzeit” nicht erlaubt wegen der befuerchteten ploetzlichen Wassermassen. Nach der letzten Nacht konnten wir das gut verstehen! Die Aussichtspunkte besichtigten wir, die heissen Quellen nicht und fuhren dann direkt weiter nach Suedafrika.

Unser Eindruck von Namibia war eher mittelmaessig. Das liegt nicht an der Malaria (die ich wahrscheinlich in Zambia gekriegt habe) sondern eher an den ewigen Distanzen und den Attraktionen die dann doch nicht so spektakulaer sind. Freies Camping ist nicht erlaubt, Camping ist seht teuer und saemtliche Attraktionen wurden zum Nationalpark erklaert und kosten viel Eintritt. Immerhin ist das Essen gut, vor allem die deutsche Kueche war eine Wohltat fuer Christian! Zur Ehrenrettung muss man sagen, dass die Geschichte Namibias sehr interessant ist und die Leute allesamt freundlich und hilfsbereit sind! Wie schon erwaehnt sind wir inzwischen in Suedafrika in Johannesburg bei Juliannes Eltern angekommen und ruhen uns ein paar Tage aus. Als naechstes steht natuerlich noch das Cap selber auf dem Plan um die Reise komplett zu machen! Aber davon berichten wir dann in unserem naechsten Update.

Bis dahin wuenschen wir alles Gute und hoffen ihr hattet ein schoenes Osterfest! Julianne und Christian!

Wie immer gibt es mehr Bilder auf unserer Website: www.crossingafrica.de

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